Die Orgeln der Christuskirche

 

opus 1311

Mit dem Bau der Christuskirche entstand auch die erste Orgel, die von der Firma Walcker (Ludwigsburg) als opus 1311 geliefert wurde. Das Instrument war von der Disposition und der spieltechnischen Anlage her im Sinne des spätromantischen Orgelbaus konzipiert.

Ein weitreichender Umbau im Jahr 1937 veränderte den Klangcharakter des Instrumentes radikal: Statt eines weichen, biegsamen Farbklanges dominierten nun scharfe und obertönige Klänge. Unter heutigen Aspekten betrachtet, muss man diesen Umbau als den Anfang vom Ende der Orgel bezeichnen. Sie wurde zu einem Instrument, das keinen Charakter mehr erkennen ließ: ein neobarocker Klang auf der technischen Basis des spätromantischen Orgelbaus. Hinzu kamen technische Mängel und Wasserschäden durch die undichte Fensterrosette.

So entschied sich das Presbyterium 1963 schließlich, eine neue Orgel bauen zu lassen und beauftragte die Orgelbaufirma Kleuker (Brackwede) mit der Erstellung des Instrumentes. Für die Neubauten von Detlef Kleuker war die Verwendung neuester Materialien und eigener Patente in Bezug auf die Fertigung und Ausführung der Windladen und der damit verbundenen Schleifenkonstruktion kennzeichnend. Die Verwendung von Aluminium, Kunst- und gegen Witterungseinflüsse, erweist sich jedoch aus heutiger Sicht als problematisch. Die neue Orgel wurde 1966 eingeweiht. Im Zuge einer Generalreinigung wurde 1981 die Spieltraktur umgebaut, die elektrische Registrieranlage überholt, ein Tremulant für das Hauptwerk ergänzt und die ursprünglich mechanische Koppel des Schwellwerkes an das Hauptwerk elektrifiziert.

Die Kleuker-Orgel in der Christuskirche Neuss.

Im Jahr 1988 wurde außerdem eine elektrische Koppel des Schwellwerkes an das Rückpositiv hinzugefügt. Der Orgelbauer Dirk Steinecke, führte im Jahr 1994 im Zuge einer erneuten Generalreinigung auch eine Erweiterung um zwei Register (Unda maris 8’ und Spanische Trompete 8’) durch. Außerdem wurde ein Zimbelstern eingebaut. Die technischen Mängel des Instrumentes wurden in den folgenden Jahren jedoch immer gravierender. Auch der sehr harte, scharfe und grundtonarme Klang des Instrumentes wurde in verschiedenen Gutachten bemängelt.

Überholung der Kleuker-Orgel

2010-2011/2014 konnte die grundlegende Überholung der Kleuker-Orgel, finanziert aus Spenden, Pfeifenpatenschaften und Mitteln des Fördervereins, durch die Firma Kampherm durchgeführt werden.

Neben einer weiteren Grundreinigung erhielt die Orgel einen neuen Spieltisch der Firma Otto Heuss (Lich/Hessen), dessen „elektronische Setzeranlage“ bis zu 4.000 Registerkombinationen ermöglicht.

Die mechanische Spieltraktur (Verbindung von der Taste zum Tonventil) zum HW, RP und Pedal wurde teilweise erneuert. Die besonders Störanfällige elektrische Registertraktur wurde komplett ersetzt.

Als klangliche Maßnahmen wurde die Orgel intoniert und die Disposition von 35 auf 38 Register erweitert:

Das Gehäuse des Rückpositiv wurde vergrößert und ein Prinzipal 4‘ ergänzt, der im Prospekt eine sichtbare und hörbare Ergänzung darstellt. Im Schwellwerk wurde der vorherige „Plexiglas-Schweller“ wurde durch Holzjalousien ersetzt und das Werk abgedichtet, sodass eine bessere dynamische Schwellwirkung erzielt werden. Zusammen mit den neuen Registern Geigenprinzipal 8‘, Flötengedeckt 8‘ sowie Oboe 8‘ ist dies eine große Bereicherung bei der Darstellung romantischer Orgelliteratur.

Katja Ulges-Stein

Hintergrundinformation

Detlef Kleuker (* 4. Juli 1922 in Flensburg; † 15. Februar 1988 in Brackwede) war ein deutscher Orgelbauer.

Hans-Detlef Kleuker, Sohn eines Oberstudienrats aus Flensburg, erlernte den Orgelbau bei Emanuel Kemper, in dessen Firma er von 1947 bis 1954 arbeitete. 1955 legte er die Meisterprüfung ab und machte sich in Brackwede selbstständig. In drei Jahrzehnten baute er 350 Orgeln, die in 20 Länder exportiert wurden und etablierte sich als eine der führenden Orgelbauwerkstätten in Norddeutschland.[1] Nach dem erfolglosen Orgelneubau für die lutherische Kirche in Sankt Peter-Ording (1953), die auf einer Kastenlade mit störanfälligen elektrisch gesteuerten Hülsenmagneten basierte, entwickelte Kleuker eine witterungs- und klimabeständige Form der Schleiflade. Nun kamen Vierkantrohre aus Pertinax oder aus mit Kunstharz getränktem Holz oder Sperrholz zum Einsatz. Für die Ventile und die Traktur verwendete er Leichtmetall wie Aluminium. In den Anfangsjahren arbeitete er mit Drehschleifen, später mit Messingschleifen, und ließ verschiedene Neuentwicklungen patentieren. In den letzten Jahren wandte er sich wieder stärker den traditionellen Werktechniken zu, da sich die neuen Werkstoffe nicht als langlebig erwiesen.

Stilistisch orientierte er sich an der norddeutschen Barockorgel hinter einem modernen, kantigen Gehäuse. Die Dispositionen waren eher traditionell, nicht selten vom Neobarock geprägt. Auch als Restaurator war er gefragt. Siegfried Bäune übernahm 1986 als Geschäftsführer die Leitung der in eine GmbH umgewandelte Firma, die 1991/92 erlosch.

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