„Licht – Klang – Raum“ – unter dieser Überschrift gab es bereits mehrere interessante Konzerte in der Christuskirche Neuss. Von der einseitigen „Konsumierung“ eines Konzertes übers Ohrs wegzukommen, stattdessen mit vielen verschiedenen Sinnen eine Rundumwahrnehmung zu ermöglichen und einzigartige Erlebnisse zu schaffen, ist das Ziel dieser spannenden Reihe.

Und so war auch am Sonntag (12.11.2023) neben der Musik der neuromanische Kirchenraum gleichberechtigter Mitgestalter des Erlebnisses: nicht nur als akustisches „Drumherum“, sondern als Projektions-, ja Spiegelfläche für die Visualisierung des Lichtkünstlers Patrick Arnold. Da glitten beispielsweise Waldbilder mit hohen Bäumen über die Wände, während einige der „Pezzi Ucelli“ (Vogelstücke) des 2010 verstorbenen und in Neuss wohlbekannten Komponisten Jürg Baur die Blockflöten zu Darstellerinnen der Waldfauna machten. Wer dort sein reichhaltiges Instrumentarium in den Dienst eines sinnlichen Gesamtkunstwerkes stellte, war die großartige Blockflötistin Dagmar Wilgo. Mehr noch als Kompositionen zu spielen, improvisierte sie, reagierte auf Licht und Bild, trat in lebendigen Dialog mit der live dargebotenen elektronischen Klangerzeugung, die vom Komponisten Professor Andreas Kolinski improvisatorisch und intuitiv mal eine Stimmung vorgab, mal eine nur andeutete. Die jeweiligen Antworten der „Lichtregie“ und der Blockflötistin, die die so reichhaltigen Klangfarben ihrer Flöten ausspielte und mit ungewöhnlichen Spieltechniken und Stimme anreicherte, waren nicht minutiös geplant, eher ein Geben und Nehmen. Es gab zwar ein paar Improvisations-Vorgaben, etwa die fragmentarische Einspielung eines früher in Bern aufgenommenen Chorstücks. Doch im Ganzen konnte die Zuhörerschaft an der Entstehung und Entwicklung eines Klang-Licht und-Raumgebildes teilhaben, das faszinierte und einen in den Bann zog. Und es waren erfreulich viele Zuhörer, die dieses ganz besondere Erlebnis genießen durften.

Auch das Vokalensemble der Christuskirche – eine klein besetzte Gruppe aus Mitgliedern der Kantorei, die sich vor allem der A-Cappella-Musik verschrieben hat –   war Teil dieses Konzertes. Jeweils im Wechsel mit den oben erwähnten Improvisationen sang dieser kleine Chor unter Leitung von Katja Ulges-Stein Stücke alter geistlicher Vokalpolyphonie von G.P da Palestrina und einem Josquin-Zeitgenossen sowie von Thomas Tallis. Der Chormitglieder glasklare Textaussprache und Intonation, ihr Auskosten „würziger“ Dissonanzen mit der folgenden Auflösung in die Konsonanz, aber auch ihr stimmlich ausgewogener Gesamtklang waren eine reine Freude. Dass alte und neue Chormusik sich dabei in nichts nachstehen, zeigten die herrlichen Sätze von Tallis (16. Jahrhundert) und dem noch lebenden Morton Lauridsen über den jeweils gleichen Text „O nata lux“.

Ola Gjeilos (*1978) „Evening Prayer“ stand am Ende. Dieser Liedsatz vereinte nochmal alle. Der Chor, am Piano begleitet von Ida Kubelke, Dagmar Wilgo, deren Blockflöte die Chorlinien umspielte. Auch die Visualisierung wirkte wie eine Zusammenfassung: Architekturelemente der Christuskirche erschienen in Bruchstücken vervielfältigt auf den Wänden. Lange nachklingende Eindrücke für ein fasziniertes Publikum!

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